Möglichkeiten der Medienbeschaffung
Ohne Medieneinsatz ist kaum ein anschaulicher Unterricht möglich. Als Lehrer ist man aber fein raus, könnte man denken: Medienangebote aller Orten und ganz viel davon auch noch online. Schaut man genauer hin, hat manches seine Tücken. In diesem Artikel wird deshalb der Versuch gemacht, eine Schneise in das Mediendickicht zu schlagen und das Angebot aufzudröseln.
Neben den öffentlich-rechtlichen Medien versuchen lobenswerterweise auch die sogenannten Bildungsserver der Bundesländer bei der Medienbeschaffung hilfreich zu sein.
Die Organisation ist uneinheitlich, da jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht. Dabei bieten sie auch wohl mal das gleiche Material an.
Diese Parallestruktur ist erklärungsbedürftig, da mit dem Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) eine Bündelung der Inhalte angestrebt wird. (laut Webseite)
Etwas übersichtlicher verläuft die Mediensuche bei einigen Portalen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Hier ist die Mediathek zu nennen. Wobei die einzelnen Rundfunkanstalten natürlich auch ihre speziellen Portale betreiben.
ARD und ZDF haben ihre eigenen Medienportale, aber alle Rundfunkanstalten der Länder eben auch. Wenn ein Lehrer also einen geeigneten Unterrichtsfilm finden will, braucht er eine gewisse Zielstrebigkeit, um sich zu den Quellen durchzuschlagen.
Es wird hier kaum möglich sein, alle Quellen erschöpfend aufzulisten. Trotzdem hier der Versuch, die Möglichkeiten der Medienbeschaffung wenigstens ansatzweise systematisch zu erfassen:
- Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU)
Das altbekannte Institut, das es schon 1950 gab, wirbt auf seiner bombastischen aufgemachten Webseite damit, dass es die Komplettlösung sei „für alle, die mit audiovisuellen Medien lehren und lernen möchten. Über 5.000 Filme, Sequenzen, Bildergalerien, Arbeitsblätter oder Lernspiele sind nur einen Mausklick entfernt.“
Es wird dort auch die Frage beantwortet: „Was kostet die Mediathek?“ (gemeint ist die von FWU)
„Verglichen mit der Anschaffung von Schulbüchern nicht viel: Die Mediathek kostet als Flatrate-Modell pro Schule – alle Lehrenden und Lernenden inklusive – 600,- € für ein Jahr und beinhaltet über 5.000 Produktionen und Clips, unzählige Arbeitsblätter, Bildergalerien und Interaktionen. Für Grundschulen bieten wir ein reduziertes Portfolio für 360,- € im Jahr“
Wikipedia fasst das Wirken dieses Instituts so zusammen:
„Die einzelnen Schulen und Bildungseinrichtungen können die Medien beim FWU kaufen oder bei den Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen / Medienzentren ausleihen. Mit der FWU-Mediathek können Schulen, Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler das gesamte Medienangebot des FWU online nutzen..“
Seine Existenzberechtigung sieht das FWU daneben auch in folgender Aufgabe:
„Auch im Dienstleistungsbereich ist es sinnvoll, Mehrfach- und Parallelarbeiten in den Ländern zu vermeiden und Synergien bei der länderübergreifenden Zusammenarbeit zu schaffen.“
Da stellt sich dann die Frage, warum es dennoch für jedes Bundesland eigene Bildungsserver gibt, deren Medienableger ähnliche Zielsetzungen verfolgen wie das (FWU).
- Die Bildungsserver der Bundesländer sind meist den Kultusministerien zugeordnet und fühlen sich verantwortlich, die Schulen mit Online-Medien zu versorgen. Allerdings tun sie das nur für die Lehrer ihres Bundeslands. Das bedeutet, dass Schulen einen Zugang bekommen und Lehrer sich mit den Zugangsdaten einloggen können. Als Beispiel soll hier der Niedersächsische Bildungsserver vorgestellt werden.
Nibis.de
(NiBiS = Niedersächsischer Bildungsserver)
Die Suche nach Medien erfolgt hier über eine Suchmaske der sogenannten Merlin-Datenbank (Merlin – Medienressourcen für Lernen in Niedersachsen)
Die gefundenen Medien können sofort downgeloadet werden. Zuvor muss man sich, auf der Webseite merlin.nibis.de, wie gesagt, mit den Zugangsdaten ausweisen, die die Schulen bekommen haben.
Eine zusätzliche Möglichkeit, Merlin-Inhalte herunterzuladen, bietet das Programm „merlin2go“.
http://www.nibis.de/nli1/allgemein/merlin/merlin2go/merlin2go_anleitung.html
Auch hier muss man die o.g. Logindaten bereithalten.
Merlin2go hat gegenüber dem Online-Portal den Vorteil, dass es eine Benutzeroberfläche für alle heruntergeladenen Medien hat. Die Medien erscheinen in einem Menü im linken Programmfenster und können im daneben liegenden rechten Fenster abgespielt, bzw. gezeigt werden, auch Arbeitsblätter. Außerdem können sie in einer übersichtlichen Ordnerstruktur gruppiert werden.
Weitere Landes-Bildungsserver sehen Sie übersichtlich auf dieser Webseite aufgelistet:
https://www.bildungsserver.de/Die-Landesbildungsserver-450-de.html
Hier finden Sie alle Portale vom Landesbildungsserver Baden-Württemberg bis zum Thüringer Schulportal, z.B.:
http://www.br.de/mediathek/index.html
https://www.bildung-lsa.de//home.html
usw…
- Die Mediathek des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit ihren förderalen Verzweigungen, z.B.:
http://www.ardmediathek.de/tv
https://www.zdf.de/sendung-verpasst
www.3sat.de/mediathek/
www.mdr.de
www.ndr.de/mediathek/index.html
usw. Auch das Programm Mediathekview ermöglicht – einmal installiert – Fernsehsendungen aller öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten herunterzuladen, basierend auf einer Suchmaske. Es unterliegt aber den gleichen Zwängen wie jedes Mediathek-Angebot und garantiert nur eine begrenzte Vorhaltezeit.
http://zdfmediathk.sourceforge.net/
- http://www.sendungverpasst.de/
Das Portal bietet sogar eine portalübergreifende Suchfunktion an, das eine google-ähnliche einfache Abfrage ermöglicht:
Wer Tiersendungen einer bestimmten Serie sucht kann z.B. eingeben: „und die wilden Tiere“.
Damit findet man dann Filme aus der Serie „Felix und die wilden Tiere“ und auch „Paula und die wilden Tiere“ oder „Anna und die wilden Tiere“. Bei anderen Serien-Sendungen ist es natürlich einfacher. Mit der Suche nach „Löwenzahn“ werden alle ausgestrahlten Sendungen aufgelistet und lassen sich in der Regel für den Zeitram eines Jahres zurückverfolgen- und als Stream abspielen. Eine Downloadmöglichkeit sehe ich hier nicht, anders als beim oben vorgestellten Programm Mediathekview.
Planet Schule nimmt eine gewisse Sonderstellung ein. Das sehr empfehlenswerte und außerordentlich übersichtliche Portal bietet komplette Unterichtseinheiten. Es ist ein absolutes „Muss“ für den Lehrer. Viele der dort erhältlichen Videos bilden hier auf Lehrers.de die Grundlage für das „videogestützte Lernen„. Im Unterschied zur Mediathek werden unterrichtlich verwertbare Videos hier länger vorgehalten. Die „Aufbewahrungszeit“ ist dort nämlich sehr begrenzt.
Zitat: „Planet Schule ist ein öffentlich-rechtliches Angebot von SWR und WDR für Schüler und Lehrer und bietet multimedial aufbereitete Inhalte für Lehrer, Schüler und natürlich alle Bildungsinteressierte..“
- Die Medienzentren der Landkreise
Lehrer dürfen sich freuen: Zusätzlich zu den obengenannten Medienquellen gibt es noch eine kommunale Quelle, aus der man sich kostenlos bedienen kann im Interesse der Bildung: Es sind die Medienzentren der Landkreise.
Alle Landkreise Deutschlands, so scheint es, verfügen über eigene Medienzentren. Manche haben sogar mehrere und sind damit kundennah aufgestellt. ZB. nennt der Landkreis Emsland drei Medienzentren sein eigen.
Wo findet man nun diese zentralen Stellen, bei denen man nicht nur Unterrichtsmedien sondern auch Geräte ausleihen kann? Der Einstieg gestaltet sich am einfachsten über das WBF – dem gemeinnützigen Institut für Weltkunde in Bildung und Forschung.
Was ist das WBF? Die Antwort gibt ein Auszug aus der Webseite:
„Das WBF wurde 1962 gegründet.
Das WBF-Team gestaltet gemeinsam mit nach Sachgebieten ausgewählten Fachwissenschaftlern, Didaktikern, Lehrerinnen, Lehrern und Kameraleuten didaktisch hochwertige, lehrplanorientierte Medien für die allgemeinbildenden Schulen. Unser Ziel ist es, einen lebendigen und problemorientierten Unterricht zu ermöglichen und so die aktive Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit den fachlichen Inhalten der Bildungsstandards sowie ihrer Lernumgebung zu fördern. …
WBF-Unterrichtsmedien können bei den Landes-, Stadt- und Kreisbildstellen sowie den Medienzentren entliehen werden“
(Zur Begriffsklärung: Medienzentren sind auch Kreisbildstellen, die man aber umbenannt hat.)
Was sind die Leistungen der WBF-Medienzentren kurz zusammengefasst?
Das Rotenburger Zentrum bringt es auf den Punkt:
„Das Medienzentrum Rotenburg stellt allen Schulen, Kindertagesstätten, kirchlichen und anderen gemeinnützigen Einrichtungen im Landkreis Rotenburg Medien und Geräte kostenlos zur Verfügung. Sie dürfen nur innerhalb des Kreisgebietes Rotenburg (Wümme) für nichtgewerbliche Zwecke eingesetzt werden.“
Fazit:
Landesrundfunkanstalten und Landesbildungsserver bieten ein breites Download- und Streamingangebot an, was die Medienbeschaffung erleichtert. Entsprechend ihrer forderalen Struktur bieten sie manche Inhalte mehrfach an, aber in verschiedenen Portalen in unterschiedlich strukturierten Webangeboten. Die Medien des Landes Niedersachsen sind z.B. gebündelt in einem Service, der sich „Merlin“ nennt. Das Medienportal des Bildungsservers Sachsen-Anhalt nennt sich „emutube“ (https://www.bildung-lsa.de/emutube.html)
Die Lehrer/in aus München oder Hannover, die beispielsweise Zugang möchte zu einem Peter-Lustig-Film auf dem Landes-Bildungsserver Sachsen-Anhalts, bekommt aber ein freundliches „Sie können das Medium nur abspielen, wenn Sie angemeldet sind“ präsentiert .
Es ist halt die Folge der Kulturhoheit der Länder.
Zur Ehrenrettung der Bildungsserver muss aber gesagt werden, dass ihnen das Problem durchaus bewusst ist. Wohl deshalb gibt es mit dem Suchportal „Elixier“auch eine spezielle „Suchmaschine für Bildungsmedien – effektiv, qualitätsgesichert, kostenlos“
Der Titel dieser Webseite richtig interpretiert, könnte wohl bedeuten, dass diese Suchmaschine die kostenpflichtigen Angebote der einzelnen Länder nicht auflistet. Es würde ja auch keinen Sinn machen, weil der Zugriff auf die gefundenen Medien ja nur den Lehrern des jeweiligen Bundeslandes vorbehalten wäre.
Diese mediale Kleinstaaterei gibt es gottlob nicht bei den Mediatheken der Länder. Hier können Sie downloaden wie es Ihnen gefällt- allerdings haben die dort angebotenen Beiträge eine recht überschaubare Lebensspanne.
Da fragt man sich als Lehrer, ob man nicht besser die einmal heruntergeladenen Dateien dauerhaft auf seiner Festplatte speichert.
Aber- da ist der Gesetzgeber vor! Sie arbeiten als Lehrer/Beamter zwar in staatlichem Auftrag, Sie haben zwar ihre Rundfunkbeiträge entrichtet, und die öffentlich-rechtlichen Medien haben zwar auch einen Bildungsauftrag, ab das sind alles keine Gründe, die Ihnen erlauben würden, von o.g. Quellen (legal) bezogene Medien länger als ein Jahr bei sich aufzubewahren.
Es scheint aber so, dass beim „Planet Schule“ mehr möglich ist.
Öffentlich rechtliche Beiträge: Wenn es sich ausgestrahlt hat
Und wenn alle Stricke reißen: Youtube ist ja auch noch da. Wenn also auf allen Kanälen nichts mehr zu holen ist- weil man vielleicht im falschen Bundesland lebt oder weil ganz einfach die Zeit abgelaufen ist, zu der die Mediatheken die Beiträge bringen dürfen- dann entpuppt sich das Videoportal als letzte Zuflucht.
Das ist immer dann anzuraten, wenn man weiß: Dieser Film wurde einst im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ausgestrahlt, aber er ist dort nicht mehr zu finden.
Ausblick:
In den letzten Jahren haben kostenlose, gemeinfreie Medien stark an Bedeutung gewonnen. Verschiedene Initiativen wollen ein breites Angebot an Medien, auch im Hinblick auf vermehrt nachgefragte digitale Inhalte kostenlos zur Verfügung stellen.
Eine dieser Initiativen wurde kürzlich auf dem deutschen Bildungserver vorgestellt, unter der Überschrift:
Offene Bildungsinhalte / Open Educational Resources (OER)
Auszug: „Bis zum Online-Gang der Plattform im Sommer 2017 werden aktuelle Meldungen auf der Webseite der Transferstelle für OER unter open-educational-resources.de veröffentlicht.“
Und noch ein Lichtblick:
Ein Projektgruppe namens schulbuch-o-mat erstellt Schulbücher zum freien Download. Es gibt bereits Schulbücher, die man wahlweise als PDF-Datei oder als ebook herunterladen kann.